Erinnerungskultur, die Schule machen könnte

Erinnerungskultur vor Ort: Vom Erinnern zum Erzählen und Dokumentieren. Erinnerungskonzepte, Zeitzeugenarbeit, Recherche, Projekte, Exkursionen Schuljahresübergreifendes Projekt in der 11. und 12. Jahrgangsstufe in den Fächern Ethik, Medienpädagogik und Politik sowie der Übung „Alltagsrassismus – global und lokal“ an der Fachakademie für Sozialpädagogik bfz (Fachlehrkraft Peter Bommas).
Erinnerungskultur Lokal 1: Der Denkort Halle 116 im ehemaligen KZ Aussenlager Pfersee
- Exkursion mit Gruppenrecherche, städt. Website „Erinnerungskultur“
- Nazizeit und „Amerika“ in Augsburg – ein Überblick
- Arbeit der Erinnerungswerkstatt mit Besuchen von zwei Ausstellungen („Liebe Gabi“ in der StaBü und „Im Gedenken der Kinder“, Anna-Kirche)
- Kleingruppenarbeit mit Hintergrundrecherche, Erstellung von Konzeption zu Ausstellungs- und Museumsbesuchen
- Teamgespräche mit Auswertung
Erinnerungskultur Lokal 2: Beispiel Stadtteil Kriegshaber
- Ausgangspunkt Doku Denkort, städt. Website „Erinnerungskultur“
- Recherche im Netz zu Michel Werken, KUKA , Sommekaserne etc.
- Treffen mit dem Erinnerungskulturbeauftragten Felix Bellaire
- Austausch mit dem Historiker Reinhold Forster
- Entwurf von Hinweistafeln in Kooperation mit Fachstelle Erinnerungskultur bzw. Verein Erinnerungswerkstatt

FA2 Projekt Erinnerungskultur, Abschluss mit Anbringung einer „Erinnerungs-Stele“ an der Ulmer Strasse 160
Mit Dr. Felix Bellaire - Stabsstelle Erinnerungskultur beim OB- Referat – und dem Historiker Reinhold Forster abgestimmter Textvorschlag:
Die Michel -Werke GmbH & Co KG, Augsburg, Ulmerstrasse 160 waren ein kriegswichtiger Zulieferer für elektrotechnische Steuerungstechnik und Bordwaffensysteme, Hauptabnehmer die Messerschmitt Werke Augsburg-Haunstetten. Gegründet 1932 von Johann Michel mit Stammwerk im Siebentischwald und ab 1938 Schlüsselbetrieb der deutschen Rüstungsproduktion unter Aufsicht des Rüstungskommandos Augsburg.
Bild: Das bauliche Ensemble ist bis auf den westlichen Zubau-Riegel original erhalten.
Im Jahr 1942 erfolgte die Gründung des Zweigwerks an der Ulmer Strasse mit Auszeichnung als Kriegsmusterbetrieb sowie die Ernennung von Johann Michel zum Wehrwirtschaftsführer. Michel war wohl kein überzeugter Nazi, stammt aus SPD-nahen Verhältnissen und wurde im März 1944 wegen Sabotage und Wehrkraftzersetzung in GESTAPO-Haft genommen. Aufgrund der darauf stockenden Produktion erwirkte die Messerschmitt AG seine Freilassung.
Im August 1944 wurde in den Michel Werken ein Aussenlager des KZ Dachau eingerichtet. Etwa 500 ungarischen Jüdinnen waren als Zwangsarbeiterinnen im 2.Stock des Nordflügels untergebracht, 300 von ihnen davon arbeiteten direkt in den Michel-Werken, 200 bei KUKA, einige wenige bei den Industriewerken Lohwald in Neusäss, wo Tarnfarben hergestellt wurden. Ausserdem wurden sie zu Räumungsarbeiten nach Bombenangriffen eingesetzt. Die Zwangsarbeiterinnen litten schwer unter den schlechten Arbeitsbedingungen und wurden bei Arbeitsunfähigkeit direkt ins KZ Dachau überstellt.
Nach dem Krieg wurden die Michel-Werke komplett ins österreichische Vorarlberg verlagert, wo der Ingenieur Zumtobel die Fabriken übernahm. Die Umnutzung (Konversion) des Geländes erfolgte mit der Besetzung des Werks an der Ulmer Strasse durch die US-Army., Diese legte die Produktion still und verlagerte aus Berlin die Europazentrale des Technokonzerns NCR nach Augsburg. Johann Michel und seinen Nachfolgern blieb der Immobilienbesitz, der später kleinteilig vermietet wurde, u.a. zog die Vorgängerin der Augsburger Allgemeinen, die Schwäbische Landeszeitung ein, es blieb der Sitz der Hauptverwaltung der Michel-Werke bis 1994 und in den 80iger Jahren zog als größter Mieter mit dem bfz das Berufsbildungszentrum der bayerischen Arbeitgeberverbände ein. Dessen Arbeit umfasst Deutschkurse des BAMF für Geflüchtete und Migrant*innen, Ausbildungsstätten zur Berufsfindung, zwei Berufsfachschulen für Ergotherapie, Physiothearpie und eine Fachakademie für Sozialpädagogik.
Downloads: Die Michel Werke und ihre Geschichte (PDF)